Kürzungen bei Aufklärung und Drogenhilfe führen zu Infektionen. Funktionierende Präventions- und Testangebote in vollem Umfang einsetzen!
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist im Jahr 2024 gestiegen. Auch die Zahl der Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, hat erstmals wieder zugenommen. Das geht aus dem heute veröffentlichten Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH):
„Der Anstieg ist noch moderat, aber sehr ernstzunehmen. Wir müssen jetzt gut erprobte Maßnahmen verstärkt zum Einsatz bringen und neuen Anforderungen anpassen. Insbesondere Länder und Kommunen müssen mehr tun, statt weniger, wie es gerade an vielen Orten geschieht. Wo in Prävention und Drogenhilfe gekürzt wird, sind steigende Infektionszahlen die logische Folge. Kürzungen müssen zurückgenommen, Präventions- und Testangebote verstärkt werden, dann können die Zahlen auch bald wieder sinken.“
Besonders wichtig ist dabei:
- Die HIV-PrEP, eine medikamentöse Prophylaxe für Menschen mit erhöhtem Risiko, muss noch bekannter und leichter verfügbar werden. Die Zahl der Nutzer*innen stagniert laut RKI bei etwa 40.000. Oft müssen Interessierte warten, die Versorgung ist nicht flächendeckend gewährleistet. Die PrEP wird bisher fast ausschließlich von schwulen Männern genutzt. Sie kommt aber für alle Menschen mit erhöhtem Risiko in Frage und sollte zum Beispiel auch in der reisemedizinischen Beratung angeboten werden.
- Die Drogenhilfe muss befähigt werden, ausreichend saubere Spritzen zur Verfügung zu stellen – das ist das einfachste Mittel gegen Übertragungen von HIV und HCV. Vielerorts fehlt es dafür an Geld.
- Es müssen noch mehr leicht zugängliche Testangebote geschaffen werden, darunter auch aufsuchende Angebote, etwa Testmobile, die Drogen konsumierenden Menschen an Szeneorten ein Angebot machen. Ärzt*innen sollten mit Patient*innen über mögliche Risiken sprechen und Tests anbieten.
- Alle Menschen mit HIV in Deutschland müssen Zugang zur Therapie erhalten. Bei Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung ist das immer noch nicht gewährleistet. HIV-negative Menschen mit HIV-Risiko müssen Zugang zur HIV-PrEP erhalten.
Die vollständige Pressemitteilung ist hier zu finden.
© Grafik: Robert-Koch-Institut (RKI) Epidemiologisches-Bulletin des RKI Nov 2025